Montag, 10. März 2014

13: Heitere Sprachspiele #2

Meiner überschäumenden Sprachfantasie sei's gedankt: Hier kommt Runde 2 der Sprachspieleintragsreihe.

Mir ist noch eine Form der Verdrehung in den Sinn gekommen: So lässt sich zum Beispiel auch der Fokus bei Beschreibungen von Positionen von Gegenständen verdrehen. "Da klebt ein Tisch an diesem Kaugummi." "Da ist ein Hausdach unter meinem Ball." "Da ist ein Meer um das Boot herum". Krasse Konventionen, flink verdreht.

Unser Gehirn ist ja zu den witzigsten Dingen in der Lage. Kennen Sie das, dass Sie an einer Stelle einen Laut oder eine Silbe sprechen, der/die erst später drangekommen wäre, und dann automatisch akkurat vertauschen? Die Wegstaben verbuchseln, genau. Das kann man wegen unseren tollen Gehirnen ja auch hin und wieder in einer Unterhaltung abmachlich sichten. Staben sie das verhanden? Dann ist ja Ordnes in allung. Geiter weht's.

Ich und ein paar Freunde kamen vor einiger Zeit - wenngleich auch nicht als die ersten - auf die Idee, aus "niemand" eine Person und aus "nichts" einen Gegenstand zu machen. Immerhin sind das offiziell Pronomen, sie müssten also zumindest theoretisch für etwas reales stehen! Wenn man Leuten so zuhört, während sie Aussagen über diesen mysteriösen Menschen und dieses obskure Ding machen, dann ergeben sich verwirrende Bilder über die Eigenschaften dieser beiden. Ungemein verwirrende Bilder, und das beschäftigt manche Menschen SEHR. Und wenn Ihnen das zu blöd werden sollte, dann können Sie immer noch statt "niemand" einfach "alle nicht" oder statt "nichts" entsprechend "alles nicht" sagen. Klingt aber teilweise auch etwas härter: "Alle haben mir nicht geholfen, und jetzt stehe ich da und habe alles nicht!". Da zeigt sich mal, was wir da so tatsächlich sagen, wenn wir mit "niemand" und "nichts" um uns werfen!

Ein enorm hohes Niveau der Sprachspielerei wird beim Spielen mit sogenannten Strukturmetaphern erreicht. Ich zitiere aus einem Vorlesungsskript von M. Eggler, Dozent Linguistik an der ZHAW:

"Von konzeptuellen Metaphern/Strukturmetaphern spricht man in den Fällen, in denen ein komplexes Konzept (z.B. ARGUMENTATION) von einem anderen (bildhafteren, konkreteren) komplexen Konzept her metaphorisch strukturiert wird.
Die konzeptuelle Metapher / Strukturmetapher ZEIT IST GELD: 
(...)
-Mit diesem Gerät können Sie viel Zeit sparen!
-Dieser platte Reifen kostet mich eine Stunde.
(...)
Viele Strukturmetaphern haben nur partiellen Charakter, d.h., es gibt einen 'unbenutzten Teil', der sprachlich nicht realisiert wird und dessen Realisierung einen komischen Effekt hervorrufen würde: 
THEORIEN SIND GEBÄUDE
Das Fundament seiner Theorie wackelt. (...) Wir brauchen weitere Fakten, damit die Argumentation nicht in sich zusammenfällt.
? Seine Theorie hat tausend Kämmerchen und lange labyrinthische Fluren.
? Seine Theorien entsprechen in ihrer pseudofunktionalen Einfachheit dem Bauhausstil.
Er liebt schaurige Monumentaltheorien, die mit Fratzen verziert sind.
? Komplexe Theorien haben üblicherweise Probleme mit der Inneneinrichtung."

Poah, dachte ich mir damals in Semester 2, wenn ich mal jemanden in dieser Königsdisziplin ein Sprachspiel machen höre, dem würde ich persönlich die Hand schütteln wollen. Aber damit sowas unterhaltsam ist, muss der Hörer über das nötige Vorwissen verfügen, damit er das Spiel verstehen kann, und das ist hier ein enormer Anspruch. Aber der Gedanke ist doch faszinierend, nicht wahr?

-Der Schreibbespracher